Der Weg zur digitalen Transformation ist oft mit Fehlschlägen gepflastert. Um einen echten unternehmerischen Nutzen zu erzielen und um von Proof-of-Value-Aktivitäten zur Skalierung überzugehen, ist es sinnvoll, von anderen zu lernen.
Da Rockwell Automation gleichzeitig Hersteller und Anbieter von Dienstleistungen für die digitale Transformation ist, freuen wir uns, unsere Erfahrungen mit einer digitalen Initiative zu teilen, die sich auf die Verbesserung der Ressourcenoptimierung im Fertigungsbereich konzentrierte.
In diesem Artikel berichten wir über eine kürzlich durchgeführte digitale Initiative in einer unserer Fabriken und stellen die fünf wichtigsten Erkenntnisse vor. Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Erkenntnissen einen Leitfaden an die Hand geben können, der Ihnen hilft, den Nutzen und die Skalierbarkeit Ihrer eigenen digitalen Transformation zu steigern.
Projektvorstellung
Rockwell Automation ist ein branchenführender Anbieter von Technologien, die unseren Kunden die Prozessautomatisierung und digitale Transformation erleichtern. Rockwell Automation ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Produkte und verfügt über eine umfangreiche Fertigung mit 18 Werken weltweit, die von internen Experten von Rockwell Automation geleitet werden.
Dieses Pilotprojekt, das Teil einer größeren Smart Connected Operations(SCO)-Initiative war, konzentrierte sich auf die Optimierung der Ressourcen im Bereich der Materialkonfektionierung in unserem Werk für Leiterplattenmontage (Printed Circuit Board Assembly, PCBA). Diese weltweite und mehrjährige SCO-Transformationsinitiative zielte darauf ab, unser gesamtes Fertigungs- und Lieferkettennetzwerk zu digitalisieren.
Es begann mit der weltweiten Bereitstellung unserer Lagerverwaltungs-, Enterprise Resource Planning(ERP)- und Manufacturing Execution Systeme (MES), die sich auf die Kerngeschäftsprozesse konzentrierten. Es folgte die Implementierung einer Internet of Things(IoT)-Plattform und die Anwendung moderner Analysemethoden, die sich auf andere wertvolle Möglichkeiten konzentrierten. Dieses Projekt wurde entwickelt, um die besonderen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Materialkonfektionierung zu meistern.
Herausforderungen
Im Asia Pacific Business Center stellt das Fertigungszentrum von Rockwell Automation in Singapur mehr als 1200 SKUs her und produziert durchschnittlich 400 000 Stück intelligente Hardware pro Monat, darunter Leiterplatten und speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS). Da jeder Produktionsauftrag zwischen den Umrüstungen nur wenige Stunden dauert, bringt dieses diskrete Fertigungsmodell, das viele verschiedene Teile in sehr geringen Mengen umfasst, zahlreiche betriebliche Herausforderungen mit sich, die denen unserer Kunden ähneln.
Mit diesem Projekt sollten vor allem zwei Herausforderungen angegangen werden.
Herausforderung 1: Verluste bei der Arbeitseffizienz
Die Produktionsplanungsteams disponierten die Arbeitsaufträge in der Regel 2 bis 3 Tage im Voraus, um eine angemessene Belegschaft und Materialvorbereitung zu gewährleisten. Während der täglichen Gemba Walks durch den Fertigungsbereich hinterfragte das Management oft die überwältigende Menge an konfektioniertem Material im Fertigungsbereich. „Wissen Sie, wie lange diese Kits ausreichen werden? Wie können Sie alles im Auge behalten?“ Allzu oft war die Antwort unklar.
Eine eingehendere Untersuchung ergab, dass die Bediener zu viele Maschinen bestückt hatten, nur um sicherzustellen, dass den Produktionsstraßen die Teile nicht ausgingen. An der Fertigungsstraße lag Material, das mindestens 18 bis 24 Stunden ausreichen würde, während theoretisch Material für 6 Stunden mehr als genug war.
Zudem gab es ein Problem bei der Zuweisung der Arbeitslast durch die Überbestückung, da sich dadurch die Verfügbarkeit der Bediener, die bei Bedarf an anderen Stationen eingesetzt werden können, erheblich einschränkte.
Insgesamt führte diese Strategie der Nicht-Just-in-Time-Konfektionierung zu unnötigen Überstunden und Opportunitätskosten. Aufgrund des begrenzten Platzangebots kam es zudem zu Stolperfallen, versperrten Gehwegen und falsch platziertem Material.
Herausforderung 2: Auftrags- und Umrüstungsverzögerungen
Zur Verwaltung dieses Konfektionierungsprozesses setzte das Betriebsteam zunächst ein herkömmliches magnetisches Whiteboard ein, auf dem die Bediener den Prozess nachvollziehen, nachbesprechen und die Auftragskarten manuell verschieben konnten, um den Fortschritt zu verfolgen. Doch aufgrund der subjektiven und aufwändigen Natur dieses Prozesses wurden bis zu 20 Minuten pro Kit (etwa 22 % der durchschnittlichen Konfektionierungszeit) für nicht wertschöpfende Aktivitäten zur Nachverfolgung aufgewendet.
Missverständnisse und falsch platzierte Auftragskarten führten oft zu Verzögerungen bei der Umrüstung von 15 bis 30 Minuten, da die Bediener manuell mit verschiedenen Parteien Rücksprache halten mussten, um sicherzustellen, dass das Material bereitstand und die Reihenfolge korrekt war. Diese kombinierten Herausforderungen führten zu verlängerten Umrüstzeiten und Produktionsausfällen, was für jeden Hersteller, der mit hoher Kapazität arbeitet, von Nachteil ist.
Lösung und Resultate
Als diese Herausforderungen erkannt waren, stellte Rockwell Automation ein bereichsübergreifendes Team aus Technik-, Betriebs- und Konstruktionsexperten zusammen, um das Problem mithilfe digitaler Strategien und Technologien zu lösen.
Das Team nutzte eine flexible Methodik, um die Zeit bis zur Wertschöpfung bei der Implementierung zu verkürzen. Durch diese Vorgehensweise konnten wir die Anforderungen schnell bestimmen und anschließend die Funktionen entwickeln, testen und im Fertigungsbereich einsetzen.
Durch die Zusammenführung von Informationen aus verschiedenen Datenquellen wie SAP, FactoryTalk® ProductionCentre® MES und Oracle-Datenbanken von Drittanbietern in einer einheitlichen Plattform wurde die PTC ThingWorx Industrial Internet of Things(IIoT)-Plattform implementiert, um den Bedienern Echtzeit-Tracking und Anweisungen zu liefern und somit eine bessere Transparenz zu gewährleisten.
Das Team ersetzte das manuelle magnetische Whiteboard durch ein intelligentes, vernetztes Planungs-Dashboard, das auf der IIoT-Plattform basiert. Dadurch erhielten die Mitarbeiter im Fertigungsbereich einen vollständigen Überblick über Produktionspläne, Auftragspipelines, Materialverfügbarkeit und Konfektionierungsstatus. Es wurde auch ein Barcode-Scanner integriert, um die Bewegung von Waren zu verfolgen.
Darüber hinaus wurden Geschäftsregeln zusammengefasst und in das Dashboard eingebettet, um dem Team für die Materialvorbereitung leicht verständliche Anweisungen zu geben und eine Überbelieferung mit Material zu vermeiden. Dank mobiler Geräte, die den Bedienern zugewiesen wurden, konnten diese dezentral auf Auftragsinformationen und Ausrüstungspläne zugreifen. Dadurch wiederum konnten Bediener darüber informiert werden, wann die Materiallieferung gestoppt werden sollte, wann sie sich für die Wechsel bereithalten und wann sie an anderen Stationen eingesetzt werden sollten.