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Die Pandemie hat uns dazu gezwungen, die digitale Transformation zu beschleunigen. Bereits vor der Pandemie war aufgrund von globalem Protektionismus, beschränkten Märkten und einem sich ändernden internationalen Handel klar, dass wir die Entscheidungsfindung in der Lieferkette umstellen müssen.
Ich bin bei Rockwell Automation verantwortlich für Prozessoptimierung und Technologieeinsatz in der Lieferkette und habe mich bereits zu Beginn der Pandemie mit der Lieferkettenplanung im Rahmen dieser neuen Situation beschäftigt. Wir standen unzähligen Herausforderungen gegenüber und mussten mit unvorhersehbaren Arbeitsausfällen und Kontakteinschränkungen zurechtkommen.
Wir waren zwar in der Lage, immer ein paar Herausforderungen auf einmal zu bewältigen. Deren Häufung und die Unberechenbarkeit der Situation trafen uns jedoch unvermittelt.
Glücklicherweise konnten wir anhand der verfügbaren Informationen, die wir im Rahmen der digitalen Transformation der Lieferkette gewonnen hatten, Missstände rasch ermitteln. Unser Team nutzte dieses Wissen, um Nachfrage- und Angebotsschwankungen auszugleichen und Prioritäten für unsere Kunden zu setzen.
Übersichtlichkeit vereinfacht Entscheidungen in der Lieferkette
Vor einigen Jahren haben wir in eine Lösung für eine einzige verlässliche Datenquelle (Single Source of Truth, SSOT) und einen vereinfachten Informationsfluss innerhalb unserer Lieferkette investiert. Obwohl diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist, können wir uns bereits anhand der zahlreichen verfügbaren qualitativen und quantitativen Daten ein umfassendes Bild unserer Situation verschaffen.
Die Aufgaben der einzelnen Funktionen (Planung, Beschaffung, Herstellung und Auslieferung) wurden durch eine genaue Analyse der einzelnen Elemente weiter präzisiert. Durch Fokussierung, Vereinfachung und Beseitigung von Silos wurde das Verständnis der Informationen und die Zusammenarbeit verbessert.
Nur durch Übersichtlichkeit und Verständlichkeit ist professionelles Arbeiten möglich.
Fehlende Mitarbeiter
In unserer gesamten Lieferkette, in unseren Fertigungsanlagen und in den Betrieben unserer Zulieferer fehlten plötzlich Mitarbeiter.
Unsere Pläne waren nicht auf eine Pandemie ausgelegt. Mit der Abwesenheit aufgrund von COVID-Erkrankungen, COVID-Protokollen, Sorgen über Ansteckungsrisiken und Ausgangssperren hatten wir nicht gerechnet. Dabei reduzierte sich die Zahl der Mitarbeiter teilweise drastisch und unvorhersehbar. In einigen Fertigungsanlagen lag die Abwesenheitsrate zeitweise bei über 30 %, während wir in der Regel von etwa 5 % ausgehen. Auch unsere Zulieferer waren betroffen und konnten zuvor stabile Lieferzeiten nicht mehr einhalten. Lieferungen wurden auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
Übergreifende Schulungen und Weiterqualifizierung sind in Planung. Zu Beginn der Pandemie waren wir jedoch nicht darauf vorbereitet, mit diesem Maß an Unsicherheit umzugehen.
Flexibilität und Stabilität der Lieferkette sind vor dem Hintergrund einer unsicheren personellen Lage und angespannten Arbeitsmärkten wichtiger als je zuvor. Wir entwickelten schnell Routine, anhand von Daten alternative Liefer- und Fertigungsszenarien zu erstellen und die hinsichtlich Kosten und Service beste Option zu ermitteln.
Digitale Transformation führt zu kollektivem Austausch
Durch die Zusammenführung von Informationen für den kollektiven Austausch im gesamten Unternehmen konnten wir Entscheidungen treffen und Veränderungen anregen.
So konnten wir die Technologie auf eine nicht vorhergesehene Weise nutzen.
Unsere integrierte Strategie bezüglich Planung, Beschaffung, Herstellung und Auslieferung vereinfacht unsere Lieferkette. Integration bedeutet für uns, dass die für diese vier Funktionen verantwortlichen Entscheidungsträger die Zusammenhänge verstehen, sodass wir bei Vorfällen in einem Bereich Vorhersagen über die Auswirkungen auf die anderen drei Bereiche treffen und auf Missstände reagieren können.
Unser Ansatz ist vor dem Hintergrund zunehmender globaler Unsicherheiten während der letzten Jahre gereift. Die manuelle Datenanalyse gehört längst der Vergangenheit an. In Rahmen der Pandemie konnten wir uns darauf konzentrieren, Daten zu verknüpfen und geeignete Attribute für eine systematische Priorisierung zu finden.
Letztendlich hat die Pandemie unser Ressourcenmanagement verbessert. Ich hoffe natürlich, dass wir in Zukunft wichtige Verbesserungen ohne solch dramatische Situationen voranbringen können. Trotzdem haben wir in dieser Zeit viel gelernt.
Betriebsrhythmus und Planung anhand eines geschlossenen Regelsystems
Das Connected Enterprise hilft Unternehmen bei der täglichen Bewältigung von Herausforderungen in der Fertigung. Als Hersteller mit eigener integrierter Lieferkette wissen wir, dass in der Branche stets neue Herausforderungen warten.
Daher haben wir unsere eigenen Betriebsabläufe digital aufgerüstet und neu gestaltet. Bediener-Heatmaps geben Auskunft
über Produktionsunterbrechungen in unmittelbarer Nähe und ermöglichen das Maximieren von Betriebszeiten. Tools für die Remote-Zusammenarbeit ermöglichen virtuelle Produktprüfungen. Durch die Planung anhand eines geschlossenen Regelsystems wird die tägliche Produktion automatisiert und optimiert.
Das Regelsystem bildet die digitale Verknüpfung zwischen Fertigung und Unternehmen, zwischen MES und leistungsfähigen Tools. Dieser moderne Ansatz ermöglicht unseren Fertigungsteams, Mehrwert zu schaffen. Zu den Merkmalen gehören eine spezielle Planungsengine, Visualisierungstools auf Grundlage konfigurierbarer Geschäftsregeln, Visualisierungstools zur Einteilung der Mitarbeiter auf Grundlage von Ressourcen und Zertifizierungen, ein Tool zur Analyse von geschlossenen Regelkreisen, das die Leistung überwacht sowie überarbeitete Anzeigen für Werksleiter und Bediener.
Dank der Automatisierung des Planungsprozesses und der zugehörigen Aufgabenverteilung konnten die Planungsressourcen um 40 % reduziert und die direkten Arbeitskosten um 25 % gesenkt werden.
Die richtige Datenmenge
Die digitale Transformation hat uns eine Fülle an Daten beschert. Wir profitieren jedoch nur, wenn wir eine bewusste Auswahl der zu analysierenden Daten treffen. Andernfalls stehen wir uns selbst im Weg, die Koordination der Zusammenarbeit weist Mängel auf und die Entscheidungsfindung wird erschwert.
Die digitale Transformation in unserer integrierten Lieferkette wirkt sich nicht nur auf Betriebsabläufe, sondern auch auf die Unternehmenskultur aus: Es geht nicht nur um Tools und Technologie, sondern auch um Mentalität. Wir haben diesbezüglich zwar Fortschritte gemacht, sind aber noch lange nicht am Ziel und müssen weiter an der Abstimmung zwischen Unternehmenskultur und digitaler Transformation arbeiten. Auch in Zukunft werden wir mit Unsicherheiten konfrontiert sein. Um für diese neue Normalität gerüstet zu sein, investieren wir in Agilität, Stabilität und unsere Unternehmenskultur.
Wir sind selbstverständlich nicht das einzige Unternehmen, das solche Herausforderungen bewältigen muss. Daher sind unsere Lösungen möglicherweise auch für Ihre Lieferkettenstrategien relevant. In unserem Management Perspectives-Podcast erfahren Sie mehr über unseren Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen in der Lieferkette.
Veröffentlicht 3. März 2021