Edge- und Cloud-Computing-Modelle ergänzen sich gegenseitig und bieten eine flexible Lösung, die sich an den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Unternehmens orientiert. Für die Erfassung und Analyse in Echtzeit ist der Edge-Bereich ideal. Die Cloud wiederum eignet sich optimal für zentralisierte, groß angelegte Analysen. Gemeinsam können sie Echtzeit- und längerfristige Einblicke in Leistungsinitiativen wie maschinelles Lernen und Asset Performance Management liefern.
Vorteile des Edge-Computing
Generell kann Edge-Computing OT-Lösungen verbessern, indem es Problemen des Cloud-Computing wie Leistung, Latenz, Bandbreite, Sicherheit und Nähe entgegenwirkt. Dadurch kann es die nächste industrielle Revolution vorantreiben, die Fertigung umgestalten und ein flexibles Unternehmensökosystem fördern, das effizienter und einfacher zu verwalten ist. Lassen Sie uns etwas näher auf die wichtigsten Vorteile eingehen:
Geringere Latenz
Der häufigste Grund für Edge-Lösungen ist die Netzwerklatenz, d. h. die Verzögerung zwischen der Anforderung einer Anwendung und der entsprechenden Antwort. Bei Echtzeitanwendungen kommt es sogar auf Millisekunden an. In einer OT-Umgebung könnte eine unvorhersehbare Latenzzeit zu einem Anstieg der Fehlerquote oder zu Sicherheitsproblemen führen.
Geringere Einschränkungen bei der Bandbreite
Mit der zunehmenden Verbreitung von IoT-Geräten und anderen angeschlossenen Geräten im Edge-Bereich wächst die Datenerzeugung exponentiell. Je nach Standort stehen möglicherweise keine Hochgeschwindigkeits-Netzwerkverbindungen zur Verfügung oder sie sind unerschwinglich. Zur Bewältigung von KI-Anwendungsfällen, die große Datenmengen im Edge-Bereich erfordern, nutzen Unternehmen daher Edge-Computing, um die Anforderungen an die Datenübertragung zu reduzieren, indem sie die Daten lokal filtern und verarbeiten.
Höhere Leistung
Dies ist ein direkter Vorteil der geringeren Latenzzeit und Bandbreite. Indem Infrastruktur und Anwendungen näher an Datenerzeugung und -verbrauch angesiedelt werden, wird die Gesamtleistung optimiert – und damit die Benutzererfahrung verbessert.
Bessere Compliance
Edge-Computing schränkt auch die Datenbewegungen ein und trägt so zur Einhaltung von Unternehmensrichtlinien oder anderen Vorschriften bei, die den Verbleib sensibler Daten vor Ort vorschreiben. In Europa schreibt die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Regeln zur Datenhoheit und dazu vor, wo Daten übermittelt und gespeichert werden dürfen. Andere Gerichtsbarkeiten folgen diesem Beispiel mit Gesetzen wie dem California Consumer Privacy Act (CCPA). Edge-Computing bietet mehr Kontrolle über die Einhaltung der Vorschriften.
Bessere Unternehmenskontinuität
Und schließlich verbessert das Edge-Computing die Unternehmenskontinuität. Da immer mehr Unternehmen ihre Abläufe automatisieren, müssen die zugrunde liegenden Systeme auch dann verfügbar bleiben, wenn das Netzwerk oder die Cloud nicht verfügbar sind. Jeder große Cloud-Anbieter hatte im vergangenen Jahr einen unvorhergesehenen Serviceausfall – und es ist wahrscheinlich, dass es auch weiterhin zu solchen Ausfällen kommen wird. Anwendungen, die in der Edge-Infrastruktur ausgeführt werden, können jedoch weiter funktionieren, bis die Netzwerkdienste wiederhergestellt sind, wodurch die Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb begrenzt werden.
Herausforderungen rund um das Edge-Computing
Es ist an der Zeit, die andere Seite der Medaille zu betrachten und die Risiken zu bewerten, denen bei Edge-Computing-Initiativen entgegengewirkt werden muss. Dezentrale Edge-Standorte verfügen über relativ begrenzte Ressourcen – anders als eine Unternehmenszentrale, die über ein eigenes Rechenzentrum, eine Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung für den Zugriff auf die Cloud und IT-Mitarbeiter vor Ort verfügen kann. Schauen wir uns das einmal genauer an.
Single Point of Failure durch weniger IT-Ausrüstung und Platz
Nur wenige Unternehmen können es sich leisten, an all ihren dezentralen Standorten redundante High-End-Server, Speicher- und Netzwerkgeräte zu installieren. Stattdessen installieren sie kritische Anwendungen auf handelsüblichen Servern (und in einigen Fällen auf Desktop-PCs), die nicht über redundante Komponenten (wie Netzteile und Festplatten) verfügen. Noch schlimmer ist, dass an den Außenstandorten möglicherweise kein Serverraum oder ein anderer umgebungsgeschützter Raum für IT-Systeme zur Verfügung steht. Das Fehlen von Redundanz, ausreichender Stromversorgung, Kühlung oder Belüftung kann zu einem einzelnen Ausfallpunkt, einem so genannten Single Point of Failure, führen.
Langsamere und teurere Internetverbindungen
Viele dezentrale Standorte sind heute über eine Breitband-Internetverbindung eines lokalen Internet Service Providers (ISP) mit minimalen Service Level Agreements (SLAs) mit dem Rechenzentrum des Unternehmens und der Cloud verbunden. Wenn an bestimmten dezentralen Standorten kein Breitband-Internet verfügbar ist, müssen möglicherweise teurere private Leitungen installiert werden oder der Standort muss 4G- oder 5G-Mobilfunkverbindungen mit relativ begrenzten und teuren Datentarifen nutzen. Für Unternehmen, die an ihren dezentralen Standorten keine Infrastruktur bereitstellen, kann ein Internet-Ausfall eine komplette Arbeitsunterbrechung an einem dezentralen Standort bedeuten.
Weniger IT-Mitarbeiter
Spezialisierte IT-Mitarbeiter befinden sich in der Regel in der Unternehmenszentrale.. An dezentralen Standorten gibt es möglicherweise nur wenige oder gar keine IT-Mitarbeiter vor Ort, was bedeutet, dass bei Systemausfällen ein kompletter Stillstand eintritt. Für Standorte ohne IT-Mitarbeiter vor Ort kann der Fernzugriff von der Unternehmenszentrale auf die Standard-IT-Ausrüstung in den Außenstellen eine Herausforderung darstellen, da es nur begrenzte Fernverwaltungstools und keine praktischen Möglichkeiten gibt.
Fazit
Angesichts des gestiegenen Bewusstseins für die Vorteile und potenziellen Gefahren des Edge-Computing-Paradigmas müssen IX-Verantwortliche diese Aspekte bei ihren IX-Initiativen strategisch berücksichtigen. Wie bereits erwähnt, kann eine erfolgreiche IX-Strategie mit Edge-Computing-Paradigma Investitionen in zusätzliche Infrastruktur, Netzanbindung und erfahrenes Personal erfordern. IX-Führungskräfte müssen jedoch auch zusätzliche Überlegungen anstellen, um die richtige Edge-Management-Lösung für ihre Bedürfnisse auszuwählen. Hierauf werden wir im nächsten Meilenstein auf unserem Weg zur Erforschung des Edge-Computing näher eingehen.
[1] https://www.techtarget.com/searchcio/DrivingITSuccess/4-Things-You-Need-to-Know-Now-About-Edge-Computing