Die Gesamtanlageneffektivität gilt als Goldstandard für die Quantifizierung der Produktivität in der Fertigung. Zu den Maßnahmen, die sich auf die Gesamtanlageneffektivität auswirken, gehören die Fortbildung der Belegschaft durch bessere Schulungen, weniger/kürzere Ausfallzeiten, höhere Qualität beim ersten Durchlauf und kürzere mittlere Reparaturzeiten (MTTR).
Ein Konzept, das auf „Entwurf und Versuch“ basiert
Die vier Unternehmen verfolgten bei dem Pilotprojekt einen gemeinschaftlichen Ansatz auf der Grundlage von „Entwurf und Versuch“. Während der ersten Phase setzte Harpak-ULMA seine eingebettete OEE-Anwendung ein, die die Leistung der Verpackungsstraße automatisch und in Echtzeit berechnet, überwacht und meldet.
Als Nächstes setzte Harpak-ULMA die gesamte Bibliothek der AR-Anwendungen von PTC ein und erstellte seine eigenen maschinenbasierten AR-Erlebnisse. AR stellt umfangreiche Arbeitsanweisungen und Schulungen auf visueller Basis zur Verfügung und bietet bei Bedarf Anleitungen durch Experten.
Die meisten AR-Benutzererlebnisse verwenden den digitalen Zwilling der Maschine, ein dynamisches Modell, das die tatsächliche Maschine virtuell darstellt. Digitale Zwillinge ermöglichen eine realitätsgetreue Animation, die es den Mitarbeitern ermöglicht, eine Wartungsroutine oder einen Vorgang zu simulieren, bevor sie mit der Maschine interagieren.
Mithilfe digitaler Zwillinge kann das Bedienpersonal auch virtuell in eine laufende Maschine hineinsehen, um die Lage und den Zustand von Bauteilen zu bestimmen, ohne die Produktion zu unterbrechen.
„AR ist für Maple Leaf Foods der ideale Weg, um den Mitarbeitern an der Produktionsfront digitale Informationen im Kontext ihrer Aufgaben bereitzustellen“, meint Jim Heppelmann, CEO von PTC. „Wir glauben, dass die Ergebnisse ihres Pilotprogramms die enorme Chance für Produktivitätssteigerungen bei gleichzeitiger Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit unterstreichen werden.“
Außerdem werden eingebettete Technologien für dezentrale Echtzeitkommunikation und Zusammenarbeit eingesetzt, die den Bedarf an technischen Experten vor Ort erheblich reduzieren.
Frühzeitiger Nutzennachweis
Das Pilotprojekt stellte schnell den Wert von AR in einer Verpackungsstraße unter Beweis. Die OEE-Anwendung liefert beispielsweise Maschinenberichte auf Basis einer Selbstdiagnose, in denen Maschinenstillstandszeiten und Aufgaben mit hoher Priorität für jede Schicht aufgeführt sind.
Über eine Fernverbindung überwacht das Harpak-Team diese Berichte täglich, kann häufige Betriebsstörungen erkennen und mithilfe von Vuforia Expert Capture Abhilfemaßnahmen einleiten. Mit dieser Anwendung können OEM-Experten Schritt-für-Schritt-Verfahren erfassen und in AR-basierte Arbeitsanweisungen umwandeln, auf die die Bediener in Echtzeit zugreifen können.
Sowohl bei der Schulung als auch bei der Diagnose von Maschinenfehlern können Mitarbeiter dank AR einen digitalen Zwilling der Maschine in Echtzeit sehen und mit ihm interagieren – überall und jederzeit. Dies bedeutet, dass ein OEM Maschinendiagnosen oft ohne einen Besuch vor Ort durchführen kann. Es bedeutet auch, dass eine effektive Schulung bereits möglich ist, bevor ein Mitarbeiter in den Betrieb kommt.
AR-basierte Schulungen zeigen für Maple Leaf bereits vielversprechende Ergebnisse. Die interaktive Schulung mit intensiver Visualisierung hat beispielsweise dazu beigetragen, Sprachbarrieren zu minimieren, Fehler der Mitarbeiter zu verringern und Schulungszyklen in einem Umfeld zu verkürzen, in dem es häufig zu einer hohen Personalfluktuation kommt.
„Wir sind stolz darauf, Teil des Teams zu sein, das gemeinsam mit Maple Leaf an dem Pilotprojekt arbeitet, um mithilfe von Augmented Reality die Effizienz zu steigern und die Ergebnisse in verschiedenen kritischen Geschäftsbereichen zu verbessern“, sagt Blake Moret, Chairman und CEO von Rockwell Automation. „Es ist beeindruckend, wie positiv sich diese Technologie bereits auf die Schulungszeit und die Fehlerquote der Mitarbeiter ausgewirkt hat.“
Da die AR-Technologie das Wissen der OEMs leicht zugänglich macht, können sich auch interne Mitarbeiter die Fähigkeiten aneignen, mit denen sie komplexe Aufgaben erledigen können – wie z. B. den Umbau von Verpackungswerkzeugen –, die bisher von externen Ressourcen übernommen wurden.
AR stellt nicht nur Schritt-für-Schritt-Anweisungen bereit, sondern prüft bei Bedarf auch die Ausführung von Aufgaben. Maple Leaf hat sich im Rahmen des Pilotprojekts drei besonders wichtige Aktivitäten zur Durchsetzung der Compliance vorgenommen: Werkzeugumbau, Anfahr- und Abschaltverfahren sowie Hygieneprotokolle.
Lehren des Projekts
Während das Pilotprojekt zur Proteinverpackung noch andauert, werden alle vier Unternehmen weiterhin Rückmeldungen zusammentragen, Verbesserungen vornehmen und eine künftige Vermarktung des Programms prüfen.
Bislang hat das Team während des Projekts gelernt, wie wichtig eine transparente und gleichberechtigte Partnerschaft ist – ebenso wie eine flexible Perspektive. Jedes Unternehmen hat einzigartige Kompetenzen zu bieten. Und ein ehrliches sowie offenes Feedback zwischen den Partnern – nicht zuletzt auch die Bereitschaft, etwas zu ändern oder die Bemühungen neu auszurichten – ist für den Erfolg entscheidend.
Vor allem jedoch ist sich das Team bewusst, dass Technologie um der Technologie willen bereits von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Die Grundlage für jede Investition muss ein überzeugender Business Case sein, der einen betrieblichen und finanziellen Nutzen bringt.