Eine sichere Lieferkette beginnt im eigenen Unternehmen – und umschließt alle Partner
Für viele Pharmaunternehmen besteht das erste Glied einer cybersicheren Lieferkette in der eigenen Infrastruktur und den Kernproduktionsstandorten. Intern müssen Unternehmen ein risikobasiertes Cybersicherheitskonzept verfolgen, das globalen Best Practices entspricht, Prioritäten festlegt und Technologien, Richtlinien und Verfahren auf der Grundlage einer Defense-in-Depth-Strategie anwendet.
Über eine Gefährdungsbeurteilung erreicht das Pharmaunternehmen das notwendige Sicherheitsniveau für die Vertragsvergabe.
Die nächste Hürde besteht darin festzustellen, ob die in Betracht kommenden Vertragshersteller die Haltung des Pharmaunternehmens zum Thema Cybersicherheit teilen und mit der gleichen Konsequenz vertreten. Auch hier ist eine Beurteilung der Cyber-Sicherheitsrisiken der beste Weg, um den Sicherheitsstatus des CMOs zu ermitteln und das gesetzte Ziel zu erreichen. Im Idealfall sollte die Beurteilung am Standort des Vertragsherstellers durchgeführt werden, bevor formelle Vereinbarungen getroffen werden.
Abgesehen von der Klärung des generellen Sicherheitsprofils des CMOs deckt eine solche Beurteilung auch Lücken auf, die ein Risiko für die Anlagen des Pharmaunternehmens darstellen könnten. Das Pharmaunternehmen legt daraufhin fest, welche Lösungen das Risiko verringern und das System des Vertragsherstellers angemessen vom eigenen System trennen, ohne dabei die Transparenz kritischer Prozesse oder Informationen zu behindern. Geeignete Lösungen sind Netzwerksegmentierung, zweckgerichtete Firewalls, sicherer Fernzugriff, Sicherheitszonen und andere Technologien.
Einhaltung von Sicherheitsstandards durchsetzen
Schließlich müssen sich das Pharmaunternehmen und der Vertragshersteller auf die zu befolgenden Sicherheitsstandards einigen. Wie wir aber alle wissen, können die Einigung auf Standards und deren konsequente Befolgung zwei sehr unterschiedliche Dinge sein.
Deshalb muss sich eine risikobasierte Strategie für Cyber-Sicherheit in der Lieferkette auf die Auslegung, Umsetzung und Überwachung des CMO-Systems erstrecken – und auch die Frage der Eigentumsrechte im Hinblick auf Anlagen und Informationsinfrastruktur klären. Ein Pharmaunternehmen hat hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse die Wahl zwischen drei Optionen, die mit unterschiedlichen Risikograden verbunden sind:
- Die Produktionsanlagen und die Informationsinfrastruktur sind Eigentum des CMOs. Dieser Ansatz ist mit dem geringsten Investitionsaufwand verbunden. Er erfordert jedoch, dass der CMO über das notwendige Know-how verfügt, um angemessene Sicherheitsvorkehrungen mit begrenzter Kontrolle zu gewährleisten.
- Die Produktionsanlagen sind Eigentum des CMOs, die Eigentumsrechte über die Informationsinfrastruktur liegen jedoch beim Pharmaunternehmen. Diese Option minimiert den Kostenaufwand, indem die vorhandenen Produktionskapazitäten genutzt werden. Die Eigentumsrechte und die Verwaltung der Infrastruktur liegen jedoch beim Pharmaunternehmen. Dies wird in der Regel über ein Industrial Data Center in einem segmentierten Netzwerk erreicht.
- Die Eigentumsrechte über die Produktionsanlagen und die Informationsinfrastruktur verbleiben beim Pharmaunternehmen. In diesem Szenario ist der Kapitalaufwand für das Pharmaunternehmen höher – es steigt aber auch das Sicherheitsniveau. Der Vertragshersteller stellt nur die Produktionsfläche und das Bedienpersonal zur Verfügung.