In den letzten Jahren hat die Branche der Life Sciences eine Vorreiterrolle in Sachen Innovation im Gesundheitswesen eingenommen. Noch bevor die Welt die Auswirkungen der globalen Pandemie spürte, verzeichnete die Branche massives Wachstum, weil Gesundheitsbehörden, Forscher und Innovatoren nach neuen Wegen für den Umgang mit den großen Gesundheitsproblemen suchten.
Auch wenn die Branche noch in den Kinderschuhen zu stecken scheint, prognostizieren ihr viele Analysten eine steile Wachstumskurve. Bereiche wie Pharmaka, Biotechnologie und medizinische Geräte bieten dabei Chancen für erhebliche wissenschaftliche Fortschritte. Um jedoch das enorme Potenzial der Branche zu realisieren, müssen die Lieferanten wichtiger Rohstoffe und Inhaltsstoffe mit der wachsenden weltweiten Nachfrage Schritt halten können.
Eines der Zulieferunternehmen für diese florierende Branche ist Greenfield Global. Gemeinsam mit Rockwell Automation und Alpha Automation vollbrachte das Unternehmen die Meisterleistung, inmitten aller pandemiebedingten Einschränkungen eine neue Produktions- und Vertriebsanlage für Ethanol in Betrieb zu nehmen. Von dieser Anlage aus erfüllt Greenfield nun die Nachfrage der Kunden aus der Life Sciences-Branche in Europa und unterstützt die Expansion in globale Märkte.
Ausgangspunkt: Ein ehrgeiziger Plan
Greenfield Global ist ein kanadischer Ethanolproduzent mit globalen Ambitionen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Toronto ist einer der führenden Produzenten und Anbieter von Rohstoffen, Inhaltsstoffen und Zusätzen zur Nutzung in den Branchen Spezialchemikalien, Destillate und erneuerbare Energien. Seine Produkte kommen in verschiedensten Branchen zum Einsatz, darunter Biomedizin, Lebensmittel und Getränke und erneuerbare Energien.
In Nordamerika ist das Unternehmen bereits eng in ein Netzwerk aus Brennereien eingebunden und wollte nun auch die europäische Präsenz erweitern. Die neue Anlage sollte neue kommerzielle Chancen eröffnen und schwerpunktmäßig die Anforderungen der schnell wachsenden Life Sciences-Branche sowie verschiedener anderer strategisch wichtiger Sektoren der Region erfüllen.
Als Standort für die neue Anlage wählte das Unternehmen Portlaoise in Irland. Die Anlage mit rund 3 800 m² Fläche und einem knapp 1 400 m² großen Lager wurde für die Produktion von wässerigen GMP-Lösungen für Kunden aus den Branchen Global Life Sciences, Lebensmittel, Geschmacks- und Duftstoffe errichtet. Greenfield entschied sich vor allem deshalb für Irland, weil viele der Life Science-Kunden ihre Herstellung dorthin verlagert haben, aber auch, weil das Unternehmen Irland als natürliches Tor zum europäischen Markt sieht. Außerdem könnte Greenfield so die Geschäftstätigkeit in Nordamerika und in der EU aufgrund des CETA-Abkommens einfacher zusammenführen.
Die Anlage ist auf Biotech-Kunden ausgelegt und stellt Bioprozess-Lösungen, hochreines Ethanol und IPA-Produkte bereit. Im Produktionsprozess kommen hochwertiges gereinigtes Wasser in USP-Qualität und WFI-Erzeugung zum Einsatz. Das Unternehmen ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet und legte daher besonderen Wert auf eine Zero-Waste-Anlage. Stoffe aus den Ethanol-Produktionsprozessen sollten also für andere Zwecke, z. B. die Landwirtschaft, genutzt werden.
Aufbau eines Partnernetzwerks
Als das Unternehmen 2019 mit der Entwicklung der neuen Anlage begann, lagen die Prioritäten unter anderem auf der Ausrüstung der Anlage mit den neuesten Prozess- und Steuerungstechnologien. Da der Standort komplett neu gebaut wurde, gab es keinerlei Einschränkungen, die mit einer alten Anlagenstruktur verbunden sind. Das Management von Greenfield wusste: Eine anpassbare und skalierbare Architektur ist entscheidend für den Bau einer Anlage, die alle Anforderungen von heute erfüllen kann und bereit für zukünftiges Wachstum ist.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Alpha Automation & Control und Rockwell Automation konnte sich Greenfield Einblicke und Zugang zu den innovativsten Lösungen sichern. In den Anlagen von Greenfield in Nordamerika kamen bereits zahlreiche Technologien von Rockwell zum Einsatz und hatten sich als zuverlässig erwiesen. Alpha verfügte als Partner im Systemintegrator-Programm von Rockwell über das Know-how, die richtigen Rockwell-Technologien zusammenzustellen und Greenfield wertvolle Unterstützung bei der Integration zu bieten. Als Prozessleitsystem (DCS), das Greenfield die erforderliche Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit bereitstellen kann, empfahl Alpha PlantPAx 5.0 – die neueste Generation der Steuerungstechnologie von RA.
Ein unerwarteter Test
Der Startschuss für das Anlagendesign fiel im Januar 2020 und der Zeitplan für Konstruktion, Hoch- und Tiefbau, Installation der Ausrüstung und Inbetriebnahme war ehrgeizig. Unter normalen Umständen dauert der Bau einer Anlage dieser Art etwa 12 Monate, aufgrund der strategischen Bedeutung der neuen Anlage wurde jedoch mit einem engeren Zeitplan geplant. Doch dann wurden im März 2020 weltweit Lockdowns verhängt und die Herausforderungen für die Inbetriebnahme und Fertigstellung des Standorts bis zum geplanten Datum verstärkten sich quasi von heute auf morgen.
„In der Woche, als der Lockdown begann, waren etwa 30 Subunternehmer vor Ort. Wir mussten blitzschnell eine Lösung finden, wie wir den Standort offen halten und das Projekt fortsetzen konnten, ohne die Sicherheit der Mitarbeiter aus den Augen zu verlieren“, so Ken Finegan, Geschäftsführer von Greenfield Global.
In dieser kritischen Phase benötigte die Life Sciences-Branche besonders dringend Unterstützung, also wurden die ursprünglichen Zeitpläne beibehalten und die Entwicklungsarbeiten beschleunigt. Dazu musste das Team alternative Wege für die Inbetriebnahme der Steuerungsanlagen finden, inklusive Einsatz von dezentraler Inbetriebnahme und Qualifizierung und virtuellen Systemschulungen für Mitarbeiter.
„Unsere Herangehensweise bedeutete, dass Ingenieure und Entwickler diesseits und jenseits des Atlantiks rund um die Uhr im Einsatz waren, um alles zum Laufen zu bringen.
„Wir konnten die Beteiligten in Nordamerika in den Prozess einbinden und so sicherstellen, dass sie in die kritischen Entscheidungen involviert waren. Es war ein globaler Kraftakt, an
dem viele verschiedene Abteilungen von Greenfield und in unserem gesamten Netzwerk beteiligt waren“, führte Finegan weiter aus.